Die Volkshilfe hat im April und Mai eine Umfrage unter armutsbetroffenen pflegenden Angehörigen in ganz Österreich durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verschlechterung der Lage bei der Pflege zu Hause und stellen der Arbeit der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus. Fast die Hälfte der Befragten beurteilt sie negativ. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe:
„Vergleicht man die Angaben zur Lebensqualität vor und nach Corona, fiel die Zufriedenheit - in Schulnoten über das eigene Leben - von eins bis zwei auf drei bis vier. Also auf genügend. Die Lebensqualität ist somit für die jenigen, die zu Hause pflegen und betreuen, massivst gesunken. Der Verlust an Lebensqualität betrifft in einer Pandemie zwar alle Menschen, aber in der Betreuung und in der Pflege sehen wir signifikante Unterschiede. Die Lebensqualität sinkt deshalb, weil der Betreuungsaufwand zeitlich enorm gestiegen ist.“
In ausführlichen Interviews wurden in den letzten vier Wochen 100 pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen, deren Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Neben der Angst die Angehörigen daheim anzustecken, dem fehlenden Körper- und sozialen Kontakt, der zum geistigen und körperlichen Abbau bei vielen führt, tauchen auch finanzielle Sorgen immer wieder auf. Dazu die Unsicherheit, das „emotionale Lotteriespiel“ (Zitat aus der Umfrage), ob das Pflegepersonal überhaupt kommen kann und der damit verbundene organisatorische und finanzielle Mehraufwand. Besonders unzufrieden zeigten sich viele mit der Regierungsarbeit, das sich viele im Stich gelassen fühlten:
„Fast die Hälfte der Befragten beurteilt die Arbeit der Regierung eher negativ...